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für die Tapferkeit vor dem Freund, /
für den Verrat unwürdiger Geheimnisse /
und die Nichtachtung /
jeglichen Befehls.

(Ingeborg Bachmann)

Das Lyrische Quartett vom 20.06.2012

Mit Gast Dirk von Petersdorff

Redlichkeit, Vernichtung und Vergötterung – das wurden die Richtlinen, nach denen die Jury am 20. Juni 2012 urteilte. Der Gast an diesem Abend, Dirk von Petersdorff, macht mit der Vorstellung von Simon Armitage den Anfang und führt breit in dessen Poetik ein. Den lobt die Jury zwar wegen seiner starken Stofflichkeit und Authentizität, lädt aber das Gedicht „The shock“ mit einer hermeneutischen Bedeutung auf, die das bedeutungstragende Gedicht nicht unbedingt braucht. Wertvolle Erkenntnisse bringt hingegen die Besprechung von Wulf Kirstens Band fliehende ansicht. Auch wenn Kirstens gesamtes Schaffen wohl nicht den Haltbarkeitstest der Jury bestehen würde, so weist Harald Hartung auf das ausgefallene Wortmaterial hin, das sich in Kirstens Schreiben verdichtet, und Detering schätzt vor allem die neue saloppe Gegenstimme in den Gedichten.

Der Überraschungsband dieses Abends kommt aber von Joachim Zünder mit seinem im Selbstverlag erschienenen Buch „Rauchgeister“. Offenbar hat die Jury diesen Band aber nicht ausgewählt, um ihm einen Gefallen zu tun. Nachdem sich Heinrich Detering ausgiebig über die Genitivmetaphern in seinem Werk mokiert, schließt Hartung mit dem Urteil, dass es ein schönes Buch sei, das, wie das für Lyrik so üblich sei, wenigstens viel Platz für gute Notizen am Rand lässt. Mit umso mehr ehrfürchtigem Respekt wird dafür Ilse Aichingers Band verschenkter rat im Haltbarkeitstes gerühmt und von Detering als „überwältigend gegenwärtig“ eingestuft.

Wenn Sie das Ganze selber beurteilen wollen, hören Sie rein.

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