Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Das Lyrische Quartett vom 18.04.2012
Mit Gast Michael Krüger
Gedenken, Virtuosität und vertane Chancen – darum kreisen die Debatten beim vierten Treffen des lyrischen Quartetts am 18. April 2012. Als Gast ist an diesem Abend Michael Krüger geladen. Das Mastermind des deutschen Literaturbetriebs stellt zu Beginn der Veranstaltung ein Buch aus dem eigenen Verlag vor: Derek Walcotts Weiße Reiher. Als Verleger von Walcott kann Krüger Einblicke sowohl in die Poetik, als auch in die Lebensweise des karibischen Insulaners bieten. Auch wenn Harald Hartung nicht ganz einverstanden ist mit der Übersetzung der zweisprachigen Ausgabe, so herrscht unter den Kritikern durchgängig Bewunderung für diesen Autor, dem – so Detering – die Welt abhanden gekommen sei.
Ganz anders geht die Debatte für Tanja Dückers aus, deren Band Fundbüros und Verstecke ordentlich negative Kritik einheimst. Wäre der spitzzüngige Heinrich Detering ihr Lektor, würde er ihr sogar raten: „Machen Sie doch ordentliche Gedichte daraus.“ Auch Kristina Maidt-Zinke findet, dass in diesem Band trotz seiner Schmäle immer noch viel zu viel drin sei. Der Virtuose Alexander Nitzberg kommt mit seinem Farbenklavier schon etwas glimpflicher davon. Zwar wird er von Hartung als großer Reimkünstler in der Tradition von Rühmkorf und Gernhardt gerühmt; allerdings übersehen die Kritiker nicht das Manieristische darin und Michael Krüger ist „die Klaustrophobie der Form“ noch nie so bewusst geworden als anhand der Formstrenge Nitzbergs. Im Gedenken an die kürzlich verstorbene Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska wird zum Abschluss der Veranstaltung ihr 2005 erschienener Gedichtband Der Augenblick / Chwila einem Haltbarkeitstest unterzogen. Die von den Kritikern bestaunte Grand Dame der polnischen Literatur beweise laut Detering sogar, dass Poesie eine eigene Art der Weltdurchdenkung sein könne, die sich mit der Philosophie auf Augenhöhe befinde.
Wenn Sie die Standpunkte der Kritiker durchdenken wollen, hören Sie rein.
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