Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Vladimír Holan, geb. 1905 in Prag, gest. 1980 ebendort, gab schon mit 30 Jahren die Beamtenlaufbahn auf, um sich allein der Dichtung widmen zu können. Diese riskante Entscheidung stürzte ihn unter dem stalinistischen Regime in den fünfziger Jahren ins Elend, trug ihm aber auf Dauer bei den Tschechen den Status eines Kultautors und 1969 die Nominierung zum Literatur-Nobelpreis ein. Jaroslav Seifert nannte ihn „den Größten unter uns“, Václav Havel einen „großen poetischen Zauberer“. Die F.A.Z. urteilte: „Kein anderer Lyriker [...] hat so musikalische Gedichte geschrieben wie Vladimír Holan.“ Holan ließ sich denn auch gern durch Musik inspirieren, seine Lieblingskomponisten waren Mozart und Janáček.
Gilead Mishory, Pianist und Komponist, geb. 1960 in Jerusalem, seit 1984 in Deutschland, seit 2000 Professor für Klavier an der Musikhochschule Freiburg. Mishory nahm als erster das gesamte Klavierwerk und die Kammermusik mit Klavier von L. Janáček auf. Die Kritik bezeichnete ihn als „Klangzauberer“ und als „technisch perfekten Poeten des Klaviers“. Mishory vertonte u.a. Texte von Sutzkever, Lasker-Schüler, Celan, Chagall und König David.
Urs Heftrich, Slavist und Übersetzer, geb. 1961 in Freiburg, lehrt seit 2001 Slavische Literaturwissenschaft an der Universität Heidelberg. Zusammen mit Michael Špirit Herausgeber der auf 14 Bände geplanten Gesammelten Werke von V. Holan. Übersetzer von ca. 40 tschech. und russ. Lyrikern ins Deutsche; Mitherausgeber der Anthologie Höhlen tief im Wörterbuch. Tschechische Lyrik der letzten Jahrzehnte (2006).
Pavel Gan, geb. 1933 in Český Těšín, studierte Bohemistik und Russisch in Brünn, in den 1960er Jahren Rundfunk- und Fernsehredakteur; ab 1970 Lektor für Russisch und Ukrainisch an der Universität Göttingen.
IN DEN WÄLDERN VON CHLUM
Insektenklang, metallisch schwingt
die e-Saite in hohen Lagen.
Sie wird, wenn sie zerspringt,
dem Wald das Aug ausschlagen.
Noch höher, mehr und mehr versprichts,
das wollüstige Tosen.
Ein Wimmern dann... und nichts...
Regung im Regungslosen.
Die sommerliche Saite hat
sich zweigeteilt vor Glühen...
Die leere Höhle wird ein Blatt
von Wasserrosen überziehen.
Vladimír Holan
Aus dem Tschechischen von Urs Heftrich
„Verliebt ins Schwinden über beide Ohren der Musik“:
Holan – Mozart - Janáček
Vladimír Holan
(1905-1980)
zum 30. Todestag
Ein Abend mit Urs Heftrich
Lesung der tschechischen Texte: Pavel Gan
Mit Werken von
Wolfgang Amadeus Mozart & Leoš Janáček
gespielt von
Gilead Mishory
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
In Zusammenarbeit mit
dem Tschechischen Zentrum München
Eintritt: €10,00 / €7,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei