Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
„quadrupedante putrem sonitu quatit ungula campum“ – ein berühmter Vers in Vergils Aeneis (8,596). Johann Heinrich Voß übersetzte 1799 „Malmend zerstampfet das Feld mit gevierteltem Trabe der Hufschlag“, wählte also den deutschen Hexameter. Damit wurde er zum wichtigsten Vorbild für die deutschen Übersetzer antiker Dichtung. Da sie von ihm auch seine archaisierende, teilweise schon zu seiner Zeit ungebräuchliche Sprache übernahmen, kamen metrische Übersetzungen in jüngster Zeit außer Mode. Zudem sind Versübertragungen in der Voß-Nachfolge oft nur noch schwer verständlich. Die heute gängigen Prosaübertragungen dagegen können die Poesie des Originals nicht vermitteln. Niklas Holzberg hat 2015 eine Übersetzung der Aeneis vorgelegt, die metrische Verdeutschung und Verständlichkeit miteinander verbindet. Er übersetzt „Hufe stampfen im Takt des Galopps das lockere Erdreich“. An diesem Abend stellt er seine Übertragung vor – und in den Kontext anderer bestehender Übersetzungen. Durch den Abend führt Katharina Legutke vom Verlag De Gruyter.
At regina gravi iamdudum saucia cura
vulnus alit venis et caeco carpitur igni.
Aber die Königin, längst schon von Liebesleid heftig verwundet,
nährt ihre Wunde mit Blut, wird verzehrt von verborgenem Feuer.
[…]
‚heia age, rumpe moras. varium et mutabile semper
femina.’ sic fatus nocti se immiscuit atrae.
»Hopp, mach los! Was Launisches, Wetterwendisches ist doch
immer das Weib.« So sprach er und tauchte ins nächtliche Dunkel.
Vergil, Aeneis, 4,1f. und 4,569f., wie in: Publius Vergilius Maro: Aeneis. Lateinisch-deutsch, hg. und übers. von N. Holzberg (De Gruyter 2015, Sammlung Tusculum), S. 188 und 222
Vergil in Hexametern heute?
Niklas Holzberg
präsentiert seine Versübersetzung der Aeneis
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei