Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Ein scharfsichtiger und sensibler Chronist der Nachkriegsgeneration und ein von Depressionen heimgesuchter Protokollant seiner Träume: Wolfgang Bächler (1925-2007), Lyriker und Prosaschriftsteller, Journalist und gelegentlich Filmschauspieler, war Mitbegründer und jüngstes Mitglied der Gruppe 47. Er studierte in München und lebte ab 1967 wieder hier. Gottfried Benn, Thomas Mann, Günter Eich, Heinrich Böll und Peter Huchel schätzen ihn und setzten sich für ihn ein. Bis heute fasziniert sein schmales, aber gewichtiges Werk Künstler und kreative Rezipienten, während das breite Publikum ihn immer mehr vergisst. Um dagegen anzugehen widmen ihm das Institut für Deutsche Philologie, die Monacensia im Hildebrandhaus und das Lyrik Kabinett einen Studien- und Lese-Tag.
Zunächst - ab 10 Uhr morgens - beleuchten Andrea Bartl, Waldemar Fromm, Theo Elm, Sven Hanuschek, Christian Metz und Frank Schmitter Bächlers Werk unter spannenden philologischen Gesichtspunkten, dann steht er - um 16 Uhr - im Zentrum eines Podiumsgesprächs von Freunden und Wegbegleitern: Katja Bächler, Michael Krüger, Verena Nolte und Kevin Perryman. Die Abendveranstaltung - um 20 Uhr - bestreiten Franziska und Jakob Walser: Bächler zählte zu den Freunden der Familie Walser.
Am Donnerstag, den 7. Februar 2019, 19 Uhr, zeigt die Monacensia einen Film von Vera Botterbusch: Schräg im Nichts. Der Dichter Wolfgang Bächler (BR 1996). Im Anschluss findet ein Gespräch mit der Regisseurin und Filmemacherin statt.
Das vollständige Tagungsprogramm hier.
Die Erde bebt noch
Die Erde bebt noch von den Stiefeltritten.
Die Wiesen grünen wieder, Jahr für Jahr.
Die Qualen bleiben, die wir einst erlitten,
ins Antlitz, in das Wesen eingeschnitten.
In unsren Träumen lebt noch oft, was war.
Das Blut versickerte, das wir vergossen.
Die Narben brennen noch und sind noch rot.
Die Tränen trockneten, die um uns flössen.
In Lust und Fluch und Lächeln eingeschlossen
begleitet uns, vertraut für immer, nun der Tod.
Die Städte bröckeln noch in den Gewitternächten.
Der Wind weht Asche in den Blütenstaub
und das Geröchel der Erstickten aus den Schächten.
Doch auf den Märkten stehen schon die Selbstgerechten
und schreien unsere und ihre Ohren taub.
Die Sonne leuchtet wieder wie in Kindertagen.
Die Schatten fallen tief in uns hinein.
Sie überdunkeln unser helles Fragen.
Und auf den Hügeln, wo die Kreuze ragen,
wächst säfteschwer ein herber neuer Wein.
Wolfgang Bächler, aus: Die Zisterne, Bechtle 1950.
So wechseln die Zeiten ihr Gesicht
So wechseln die Zeiten ihr Gesicht
Ein Tag für
Wolfgang Bächler
(1925-2007)
Ab 10 Uhr
Tagung
mit Vorträgen von
Andrea Bartl,
Waldemar Fromm,
Theo Elm,
Sven Hanuschek,
Christian Metz
und Frank Schmitter
16 Uhr
Podiumsgespräch
mit
Katja Bächler,
Michael Krüger,
Verena Nolte
und
Kevin Perryman
20 Uhr
Lesung mit Franziska
und Jakob Walser
Amalienstrasse 83
Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Eine gemeinsame Veranstaltung in Kooperation mit
dem Institut für Deutsche Philologie der
Tagung: freier Eintritt
Abend: € 8 / € 6
Mitglieder: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl