Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Die Lesung, mit der Hans Wollschläger den Dichter und Nachdichter Friedrich Rückert vor der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung präsentierte, sei „eine anderthalbstündige Herzergreifung“ gewesen, „die ihren Weg über Ohr und Verstand ins Gemüt der Zuhörer fand“, so schrieb die Neue Zürcher Zeitung, und die FAZ sprach von einem „fulminanten Porträt des Orientalisten Friedrich Rückert, dargestellt in seinen Übertragungen“. Der Vortrag mit dem beziehungsreichen und provokanten Titel, der einen bekannten Vierzeiler aus Goethes Westöstlichem Divan paraphrasiert, wird nun im Lyrik Kabinett noch einmal zu hören sein und will für die gewagte Titelthese, daß Orient und Okzident in Rückerts Übersetzungen zu einem Reich vereint seien, erneut den Beweis antreten. Sie übergreifen fast ein ganzes Jahrtausend persisch-arabischer Dichtungsgeschichte, und vor allem ihnen ist zu danken, daß eine großartige Epoche der Weltkultur in Deutschland nicht unbekannt geblieben ist. Zur Darstellung gelangen Dichtungen von Imr’ul-Qais, Firdosi, Hariri, Dschelaleddin Rumi, Saadi, Hafis u.a. sowie aus dem Koran.
Hans Wollschläger, mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichneter Schriftsteller, Schüler und Freund Arno Schmidts und selber vielgerühmt als Übersetzer, nicht nur von James Joyce (Ulysses), sondern auch von Edgar Allan Poe, Raymond Chandler, William Faulkner und vielen anderen klassisch gewordenen Autoren, ist Mitherausgeber der historisch-kritischen Ausgabe von Friedrich Rückerts Werken. Er lebt im bayerischen Königsberg; seine literatur-, kirchen- und zivilisationskritischen Schriften erscheinen – wie auch die große Rückert-Edition – im Wallstein-Verlag, Göttingen.
Die Poesie in allen ihren Zungen
Ist dem Geweihten eine Sprache nur,
Die Sprache, die im Paradies erklungen,
Eh' sie verwildert auf der wilden Flur.
Doch wo sie nun auch sei hervorgedrungen,
Von ihrem Ursprung trägt sie noch die Spur;
Und ob sie dumpf im Wüstenglutwind stöhne,
Es sind auch hier des Paradieses Töne.
Friedrich Rückert, Ermutigung zur Übersetzung der Hamasa (1828).
Rückerts ist der Orient, / Rückerts ist der Okzident...
Ein Jahrtausend persischer und arabischer Dichtung
in Übersetzungen von
Friedrich Rückert
(1788-1866)
Vorgestellt von Hans Wollschläger
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats
Eintritt: €7,00 / €5,0
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei