Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Dass der Romancier D.H. Lawrence (1885-1930) auch einer der großen englischen Dichter des 20. Jahrhunderts war, wissen hierzulande wenige. Seine „Dichtung des leibhaftigen Jetzt“ feiert das Leben im sprachmächtigen Einspruch gegen die Malaisen der Zeit: repressive Sexualmoral, wirtschaftliche Ausbeutung, Kriegstreiberei. Die vorliegende, erste englisch-deutsche Auswahl aus dem lyrischen Gesamtwerk schlägt den Bogen von den ‚bayerischen‘ Liebesgedichten für seine Lebensgefährtin Frieda von Richthofen über die Erkundung einer faszinierend fremden Natur hin zu den mythischen Endzeitvisionen des Todkranken. Werner von Koppenfels, geboren 1938, ist Professor i.R. für Anglistik und Komparatistik in München, Kritiker und Übersetzer u.a. von John Donne, Francisco de Quevedo, Arthur Rimbaud, Emily Dickinson und Derek Walcott. Manfred Pfister, geboren 1943, in Anglistik habilitiert an der LMU, lehrte er bis 1980 in Passau und bis zu seiner Emeritierung an der FU Berlin, neben vielen akademischen Publikationen (u.a. Das Drama, 1982) und Herausgeberschaften, etwa von Shakespeares Sonetten übersetzt in über 80 Sprachen, übersetzte er selbst immer wieder aus dem Englischen, etwa Ezra Pound und Thomas Browne.
River Roses
By the Isar, in the twilight
We were wandering and singing,
By the Isar, in the evening
We climbed the huntsman's ladder and sat swinging
In the fir-tree overlooking the marshes,
While river met with river, and the ringing
Of their pale-green glacier water filled the evening.
By the Isar, in the twilight
We found the dark wild roses
Hanging red at the river; and simmering
Frogs were singing, and over the river closes
Was savour of ice and of roses; and glimmering
Fear was abroad. We whispered: “No one knows us.
Let it be as the snake disposes
Here in this simmering marsh.”
Kloster Schaeftlarn
Rosen am Fluß
An der Isar, im Dämmerlicht,
gingen wir, wandernd und singend,
an der Isar, am Abend,
kletterten auf den Jägerstand, saßen schwingend
in der Fichte über dem Moorland,
wo der Fluß den Fluß traf, und ein Klingen
von blaßgrünem Gletscherwasser füllte den Abend.
An der Isar, im Dämmerlicht,
fanden wir dunkle Wildrosen
rot am Ufer hängen; und die fiebernden
Frösche am Singen, und über dem Fließen
hing ein Hauch von Eis und von Rosen; und flimmernde
Furcht lief umher. Wir wisperten: „Namenlose
sind wir. Es sei so, wie es die Schlange beschlossen,
hier in dem fiebernden Moor.“
Kloster Schäftlarn
D.H. Lawrence, wie in: Nimm mein Wort in die Hand. Gedichte (englisch/deutsch). Ausgewählt und übertragen von Werner von Koppenfels, Lyrik Kabinett 2018, S. 30/31.
Nimm
mein Wort
in die Hand:
Ein Abend
zur Feier
eines neuen
'Blauen Buches'
Gedichte von
D.H. Lawrence,
übersetzt von
Werner von Koppenfels
Moderation:
Manfred Pfister
Lyrik-Bibliothek
Amalienstr. 83a
Rückgebäude
Eintritt: € 8 / € 6
Mitglieder des Freundeskreises: freier Eintritt
Abendkasse; freie Platzwahl