Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
H.D. (Hilda Doolittle), geb. 1886 in Pennsylvania, gest. 1961 in Zürich, war mit W. C. Williams, D.H. Lawrence, M. Moore und R. Creeley befreundet; mit E. Pound, dem sie 1911 nach London folgte, war sie verlobt. Sie verfasste autobiographische Romane und eine große Zahl von Gedichten. In ihren Werken erweist sie sich als eine Kennerin der antiken Literatur und der Psychoanalyse durch Sitzungen mit Sigmund Freud und als Pionierin in der Erkundung von männlichen und weiblichen Genderrollen.
Mit 74 Jahren wird ihr eine große Ehre zuteil: als erste Frau wird sie von der American Academy of Arts and Letters ausgezeichnet. Sie fährt zur Preisverleihung – und begegnet dort der letzten Liebe ihres Lebens, einem dreißig Jahre jüngeren Mann. Heimliche Deutung legen von dieser Begegnung Zeugnis ab. Wie keine zweite Sammlung steht diese für H.D.s lebenslange Suche nach der Komplementarität von Literatur und Leben, Mythologie und Poesie, Lust und Liebe.
Bei Urs Engeler erschienen von H. D. auf Deutsch: Heimliche Deutung (2006) und der autobiographisch grundierte Roman Madrigal (2008).
Ulrike Draesner, geb. 1962, studierte in Deutschland und England. Heute lebt sie als freie Autorin in Berlin. Ihr Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays. Zuletzt erschienen: Mitgift, Roman (2001), Hot Dogs, Erzählungen (2002), kugelblitz, Gedichte (2005), Spiele, Roman (2005) und Schöne Frauen lesen, Essays (2007). Draesner hat für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den ersten „Preis der Literaturhäuser“ und den "Droste-Preis".
Mehr unter www.draesner.de
Tobias Döring lehrt Englische Literatur an der LMU München.
Hilary Owers arbeitet freiberuflich seit mehr als 30 Jahren in München als Englischlehrerin und Synchronsprecherin.
[2]
Take me anywhere, anywhere;
I walk into you,
Doge — Venice —
you are my whole estate;
I would hide in your mind
as a child hides in an attic,
what would 1 find there?
religion or magic — both? neither?
one or the other? together, matched,
mated, exactly the same,
equal in power, together yet separate,
your eyes‘ amber.
[2]
Führ mich irgendwohin, irgendwohin;
ich gehe in dich,
Doge — Venedig —
du bist mein ganzes Gut;
ich wollte in deinem Geist mich verstecken,
wie ein Kind sich im Speicher versteckt,
worauf stieße ich dort?
Religion oder Magie — beide? keine?
die eine oder die andere? zusammen, ein Paar,
gepaart, exakt dieselben,
gleich an Macht, zusammen, doch getrennt,
deiner Augen Bernsteinglanz.
H. D., aus: Heimliche Deutung / Hermetic
Definition (2006), übers. von Ulrike Draesner
Hermetic Definition - Heimliche Deutung
H. D. (Hilda Doolittle): ein posthumer Zyklus.l
Übersetzt und vorgestellt von
Ulrike Draesner
Einführung: Tobias Döring
Lesung der englischen Texte: Hilary Owers
Amalienstr. 83 a (U 3 / U 6 Universität)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei