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Wildniß, Nadelstich & Schlangensprache
Ein Abend
zur lyrischen Landschaft Thüringens
Mit Daniela Danz und Christian Rosenau

Der literarische Mikrokosmos Thüringens ist von kaum überschaubarer Reichhaltigkeit – von Heinrich von Morungen im 12. Jahrhundert über Goethe, Schiller, die Jenaer Frühromantik und Literatur aus dem KZ Buchenwald, u.a. von Dietrich Bonhoeffer, bis in die Gegenwart zu Ror Wolf oder Wulf Kirsten. Das Lyrik Kabinett freut sich, zwei besonders spannende dieser aktuellen Thüringer Stimmen zu Gast haben zu dürfen: Daniela Danz, geboren 1976 in Eisenach, studierte Kunstgeschichte und Germanistik, arbeitete als Kunsthistorikerin und Museumsleiterin und lehrt an der Universität Hildesheim. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen (Rainer-Malkowski-Preis 2014; Günter Kunert Preis 2021). Formbewusst, experimentierfreudig und feinfühlig greifen ihre Gedichte weit und tief in die Landschaft und vor allem auch in die Geschichte hinein. Für ihren Band Wildniß (Wallstein 2020) wurde sie mit dem Deutschen Preis für Nature Writing ausgezeichnet. Im Lyrik Kabinett hielt Danz 2016 eine Zwiesprache zu Friedrich Hölderlin. Christian Rosenau, geboren 1980 in Weimar, studierte Musik und arbeitet als freischaffender Schriftsteller, Musiker und Musikpädagoge. Seine Lyrik verbindet einen soghaften rhythmisch-musikalischen Fluss mit hoch-präziser Beobachtungsgabe und Bildsprache. Im ihrem Gespräch lassen Danz und Rosenau Ähnlichkeiten und Differenzen aufscheinen und eröffnen Einblicke in die literarischen Sedimente des Literaturlandes (und Erlebnisraums) Thüringen. Den Abend eröffnet Jens Kirsten, Geschäftsführer des Thüringer Literaturrats.

Foto unten: Christian Rosenau (c) privat

CORONA II: MONDHOF

berühr mich nicht ich bin noch in der Zwischenzeit
bin heil doch noch nicht sicher bin nicht dagewesen
bin der Gärtner einzeln nachts die Ausgangssperre
brechend hör das ist meine Stimme und das der kalte
Hof des Monds den du betrachten kannst mit mir:
darin können wir einander fassen und hoffen dass
dieser Mond mit jenen die wir kannten und solchen
die jeden Monat kommen werden uns eine Brücke
aus der Welt davor bis in die künftige hinüberbaut

Daniela Danz, aus: Wildniß. Wallstein 2020, S. 33.

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              nach dem Regen

zog die helle Klinge des Mittags
über den gelichteten Himmel,
drüben am Zaun stand die Nachbarin,
die Hände in die Hüften gestemmt
und hielt in der Rechten eine Schere.

wer teilet, der erntet, sagte sie,
grüßte dann freundlich und lächelte,
im Hof krähte ein Hahn. und zwischen
den Erdbeeren zu ihren Füßen
lagen lauter zerschnittene Schnecken.

Christian Rosenau, Nadelstich & Schlangensprache. Edition Ornament im quartus-Verlag 2018, S. 30.

Wildniß, Nadelstich & Schlangensprache

Ein Abend zur
lyrischen
Landschaft
Thüringens.
Mit
Daniela Danz
und
Christian Rosenau

Grußwort:
Jens Kirsten
(Literaturrat Thüringen)

Dienstag, den 06.07.2021
19:00 Uhr

Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)

Abend: € 8 / € 6;
Mitglieder unseres Freundeskreises:
freier Eintritt
Für die Live-Veranstaltung sind 15 Plätze zu vergeben;
nur nach Anmeldung:
info (at) lyrik-kabinett.de.

Ein Video der Veranstaltung
ist ab 15. Juli auf den YouTube-Kanal
des Lyrik Kabinetts
abrufbar;
außerdem nachzuhören
auf www.dichterlesen.net.

Christian_Rosenau__Foto_privat_-_Veranstaltungsbild