Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
B.K.Tragelehn, geboren 1936 in Dresden, lebt in Berlin. 1955-1958 Meisterschüler der Deutschen Akademie der Künste Berlin bei Bertolt Becht und Erich Engel, danach, meist freischaffend, als Schriftsteller u. Regisseur in Berlin. 1961 löste seine Inszenierung von Heiner Müllers "Die Umsiedlerin" einen Skandal aus. Stück und Aufführung galten als "konterrevolutionär", Tragelehn wurde aus der SED ausgeschlossen und zum Braunkohletagebau in die Niederlausitz geschickt. Nach Fürsprache Paul Dessaus durfte er 1964 wieder als Regisseur arbeiten. Ruth Berg- haus holte ihn 1972 ans Berliner Ensemble, wo er mit „Frühlingserwachen“ und „Fräulein Julie“ außergewöhnliche Inszenierungen ablieferte. Ab 1979 arbeitete er ausschließlich an westdeutschen Bühnen: von 1983-86 am Bayerischen Staatsschauspiel, 1987 wurde er Schauspieldirektor in Düsseldorf. Seit 1989 lebt und arbeitet er wieder in Berlin. 1990 erhielt er als Regisseur den Fritz-Kortner-Preis gemeinsam mit Einar Schleef. B.K. Tragelehn war der letzte Präsident des Ost-Pen vor seiner Verschmelzung mit dem West-Pen 1998. - Außer Übersetzungen (Gedichte von Williams, Auden, Mickiewicz, Mao Tse-Tung u.a.; Stücke von Shakespeare, Marlowe, Webster, Ford) fast keine Veröffentlichungen in der DDR. 1982 erschien seine erste Gedichtsammlung NÖSPL bei Stroemfeld/Roter Stern (erweiterte Neuauflage 1996), 2000 seine Neuen Xenien 1959-99.
Helmut Heissenbüttel zu NÖSPL (SZ, 1982): ...Aufklärung als Rückerinnerung und wo diese blind bleibt, Neuerschließung, Schritt um Schritt, in den Bereich, den das Gedicht zu öffnen sich vorgenommen hat. Ich halte diesen Gedichtband Tragelehns ohne Rückhalt für beispielhaft.
Thomas Günther, geb.1952 in Schneeberg/Erzgebirge; Autor und Fotograf; Herausgeber der Edition Galerie auf Zeit, Berlin. In den 70er Jahren Assistent von Tragelehn beim Berliner Ensemble.
DEUTSCHLANDLIED
Weil Frankfurt so groß ist
Teilt Vorsicht es ein
In Frankfurt an der Oder
Und Frankfurt am Main.
Den Stall zu vergrößern
Die Mauern zu fällen
Marschieren die Kälber
Die Hunde die bellen.
Das Oder an der Oder
Es war keins, ich weiß!
Das Entweder jubelt
Und ich sitz im Scheiß:
Am Main gibt’s nichts Neues
An der Oder nichts Altes
Im Ganzen nichts Heißes
Und auch nichts Kaltes.
Und still im Stall
Stehn Ochs und Kuh
Und hörn der großen
Stille zu
Ohne Muh ohne Mäh
Ohne De De Rr-tätä.
B.K.Tragelehn, 1991
Die Geschichte der Reise
B.K.Tragelehn
liest seine Gedichte.
Einführung: Thomas Günther
Lyrik-Bibliothek, Schellingstr. 3 / Rgb.
(U 3 / U 6 Universität)
Mit freundlicher Unterstützung
des Kulturreferats/Literatur.
Nach der Lesung laden wir ein zu einem Glas Wein.
Eintritt: DM 10,- / DM 7,-
Mitglieder Lyrik Kabinett: freier Eintritt