Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Der babylonische Gilgamesch-Epos erzählt den Mythos des Königs Gilgamesch von Uruk, der seine Kräfte mit der ganzen Welt messen will, nach der Unsterblichkeit strebt und schließlich auf die Erkenntnis zurückgeworfen wird, daß auch für ihn das Leben endlich ist. Bis Gilgamesch bereit ist, diese Lehre anzunehmen, und dadurch die Fähigkeit erwirbt ein guter Herrscher zu sein, muß er zahllose Abenteuer bestehen. Das Gilgamesch-Epos ist so einem modernen Entwicklungsroman vergleichbar, der von den Grundfragen des menschliche Daseins handelt.
Das Gilgamesch-Epos, das wohl älteste Werk der Weltliteratur, ist in Keilschrift auf zwölf Tontafeln niedergeschrieben und umfaßt mehr als 3000 Verszeilen. Es ist im 12. Jh. v. Chr. entstanden. Sein Dichter, der Babylonier Sin-leqe-unnini, verwertete hierfür uralte Erzählungen in sumerischer Sprache, die im südli-chen Mesopotamien im dritten Jahrtausend v. Chr. entstanden.
Stefan M. Maul, geb. 1958, studierte Assyriologie, Vorderasiatische Archäologie und Ägyptologie und habilitierte sich 1993 mit einem Thema der Altorientalistik. Seit 1995 ist er Ordinarius für Assyriologie an der Universität Heidelberg. 1997 erhielt er den Leibniz-Forschungspreis. Er ist zur Zeit Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Nach zahlreichen deutschen Übersetzungen – die letzte von Raoul Schrott wurde im Lyrik Kabinett 2002 präsentiert – hat Maul auf der Grundlage von teilweise noch unpublizierten Textfunden die bislang umfänglichste Rekonstruktion und eine dichte, sich eng am Wortlaut des Originals orientierende Übersetzung in freien Rhythmen vorgelegt.
Sieh doch nach der Tafelschatulle aus Zedernholz!
Löse ihre Schließen aus Bronze!
So öffne den Deckel, der ihr Geheimnis birgt!
Nimm doch heraus die Lapislazuli-Tafel und lies
all das, was Gilgamesch durchlebt, all seine Leiden!
Das Gilgamesch-Epos, übersetzt von Stefan Maul
„Der, der die Tiefe sah“
Das Gilgamesch-Epos
Stefan Maul
stellt seine Neuübersetzung vor
(Beck 2005).
Einführung: Stefan von der Lahr
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3 / U6 Haltestelle Universität)
In Zusammenarbeit mit dem C. H. Beck-Verlag.
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferats/Literatur
Eintritt: €5,50 / €3,50
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei