Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
„Wenn ich überhaupt begriffen haben sollte, was Poesie ist, verdanke ich es tatsächlich vor allem den Autoren des tschechischen Poetismus und Jan Skácel“, so Reiner Kunze (geboren 1933). Maßgeblich dank Kunze, seinen Übersetzungen aus dem Tschechischen und seines Vermittlungsengagements hat sich in Deutschland eine breite und bewundernde Leserschaft für Skácel entwickelt, der zu den wichtigsten poetischen Stimmen Osteuropas des letzten Jahrhunderts zählt. Roman Kopřiva gibt Einblicke in die literarischen Wechselbeziehungen von Skácel und Kunze: Er erhellt die Verwurzelung von Skácels Lyrik in einem mythischen Poesieverständnis, in Lied und Volksdichtung, umreißt die Position jenes mährischen Dichters in der mitteleuropäischen Moderne und zeichnet in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts den schöpferischen Dialog zwischen tschechischen und deutschen Lyrikern nach. Reiner Kunze, der seinem Freund auch einen eigenen Vortrag widmete (Edition Pongratz 1996), liest Gedichte, Briefe und Feuilletons Skácels in seinen Übersetzungen.
Kleine Weile
Für keine Wahrheit der Welt.
Doch wenn du willst,
für einen kleinen Fünfer Stille.
Ein Verweilen gibt’s, das die Gegend teilt.
Demütiger Augenblick,
da jemand für uns atmet.
Jan Skácel,
aus: Fährgeld für Charon, übersetzt von Reiner Kunze (Merlin 1967), S. 69.
Das blaueste Feuilleton
Der Dichter
Jan Skácel (1922-1989)
und sein Echo in Deutschland
Ein Abend mit
Reiner Kunze
und
Roman Kopřiva
Amalienstrasse 83 / Rückgebäude
(U3/U6 Haltestelle Universität)
In Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum München und der Ackermann-Gemeinde
Eintritt: €7,00 / €5,00
Mitglieder Lyrik Kabinett: frei