Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Gärten und Familien sind Ordnungen, die festlegen, was dazugehört, was nicht. Das muss doch auch anders gehen. Gedichte z.B. können Beziehungen knüpfen, „auch wenn Verwandtschaft / unwahrscheinlich scheint“ (Daniela Seel). Zu den wuchernden Stammbäumen des lyrischen Ich an diesem Abend gehören viele, darunter Eva, die Eden hinter sich lässt, oder Westernheldin Calamity Jane, aus deren Briefen Uljana Wolf ein poetisches „album“ verfertigt – und erst die Bezugnahme auf Anderes stiftet das Ich. Bestenfalls zeigen sich die Grenzen durchlässig, werden Verwandlung und Ansprache möglich, die es herausholt aus der tristen Fiktion der Selbstgenügsamkeit. Die neuen Bände Nach Eden von Daniela Seel (Suhrkamp 2024) und muttertask von Uljana Wolf (kookbooks 2023) versammeln, was bisher nicht zusammen gesehen wurde, über Nationalsprachen und Jahrtausende hinweg: Meeressäugerinnen, Tamarisken, Alexander von Humboldt, Luzifers Mutter Aurora, Matrjoschkas, grammar girls u.v.m. Komplexe Geflechte entstehen, „wie die wobbelige unterseite eines / gobelins: umgeflippt, mit flatternden schnüren. / nur du weißt, wie sich verbinden zu figuren.“ (Uljana Wolf). Sandro Huber studierte Philosophie und Sprachkunst und lebt und arbeitet als Autor und Kurator in Wien.