Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Langsamer träumen! denke ich und sehe /
mich nach Deckung um
Aber vielleicht ist auch Gott, wie die Vernunft, /
nur für wenige.
Ilma Rakusa - Listen, Litaneien, Loops
Ilma Rakusa
In ihrer „Münchner Rede zur Poesie“ widmet sich Ilma Rakusa Gedichten, bei denen die Aufzählung das Erzählen ersetzt: litaneienhafte Texte mit Anrufungscharakter, die Gebetformen zitieren oder parodieren, sowie lyrische Listen, die sich als Inventare, Erinnerungsspeicher oder Schöpfungsmodelle verstehen. Aufzählende Gedichte arbeiten aufs eindringlichste mit Wort- und Satzwiederholungen, im äußersten Fall ziehen sie den Sound dem Sinn vor: Zur Sprache kommen Gedichte von Inger Christensen, Velimir Chlebnikov, Friederike Mayröcker, Ernst Jandl, Robert Lax, Danilo Kis, Günter Eich, Joseph Brodsky, Thomas Kunst, Nora Gomringer und anderen.
Ilma Rakusa, geb. 1946 in Rimavská Sobota (Slowakei), lebt als Lyrikerin, Prosaautorin, Übersetzerin und Literaturkritikerin in Zürich. Zuletzt veröffentlichte sie den Erzählungsband „Einsamkeit mit rollendem ‚r‘“ (2014), das Berlin-Journal „Aufgerissene Blicke“ (2013) und die Erinnerungspassagen „Mehr Meer“ (2009). 2016 wird ihr Gedichtband „Impressum: Langsames Licht“ erscheinen. 2009 erhielt sie den Schweizer Buchpreis, 2015 den Manès-Sperber-Preis. Ilma Rakusa ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Münchner Reden zur Poesie
Die Reihe widmet sich poetologischen Fragen und dokumentiert zugleich die Bedeutung, die der Dichtung in verschiedenen Bereichen der Gegenwartskultur zukommt. Die Reden werden ein- bis zweimal jährlich gehalten. Sie wurden begründet von Ursula Haeusgen und Frieder von Ammon und werden herausgegeben von Holger Pils und Frieder von Ammon.