Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Langsamer träumen! denke ich und sehe /
mich nach Deckung um
Aber vielleicht ist auch Gott, wie die Vernunft, /
nur für wenige.
Münchner Reden 3
Friedhelm Kemp
»Immer wieder stellt er uns die gleichen Fragen, der praktische Verstand. Warum beschäftigen euch Gedichte? Was an ihnen hat es euch angetan? Ein paar Beispiele (aus mehreren Sprachen) sollen mir behilflich sein, einige Perspektiven, einige Überzeugungen zu verdeutlichen. Einmal wahrgenommen, einmal in mich aufgenommen, lebt das Gedicht in mir, durch mich, unverwüstlich. Sein unverwechselbar Eigenes und Individuelles entwirft ein reicheres, freieres Leben; verwandelt die Welt.« Friedhelm Kemp
Friedhelm Kemp, geb. 1914 in Köln, wurde 1938 in München mit einer Arbeit über Baudelaire und das Christentum promoviert. Übersetzer von Maurice Scève, Gérard de Nerval, CharIes Baudelaire, Charles Péguy, Simone Weil, Jean Paulhan, Pierre Jean Jouve, Yves Bonnefoy, Philippe Jaccottet, Louis-René des Fôrets u. a. Herausgeber der Werkausgaben von Baudelaire, Saint-John Perse, Marcel Jouhandeau, Clemens Brentano. Rahel Varnhagen, Else Lasker-Schüler, Konrad Weiß, Peter Gan; langjähriger Verlagslektor und Leiter der literarischen Abteilung des Bayerischen Rundfunks, Essayist, seit 1993 Honorarprofessor für Komparatistik in München. Auszeichnungen: 1996 Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres; 1998 Joseph-Breitbach-Preis.
Münchner Reden zur Poesie
Die Reihe widmet sich poetologischen Fragen und dokumentiert zugleich die Bedeutung, die der Dichtung in verschiedenen Bereichen der Gegenwartskultur zukommt. Die Reden werden ein- bis zweimal jährlich gehalten. Sie wurden begründet von Ursula Haeusgen und Frieder von Ammon und werden herausgegeben von Holger Pils und Frieder von Ammon.