Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Langsamer träumen! denke ich und sehe /
mich nach Deckung um
Aber vielleicht ist auch Gott, wie die Vernunft, /
nur für wenige.
Münchner Reden
Uwe Kolbe
In seiner >Münchner Rede zur Poesie< geht Uwe Kolbe aufs Ganze. Er stellt die uralte Frage nach den Kräften, aus denen große Dichtung hervorgeht, und fasst sie als "Dämon" und "Muse" - zwei Prinzipien, die einander gegenüber stehen wie Feuer und Wasser und sich doch ähnlich sind. Denn:"Mächtig, gewalttätig, überwältigend und die Schreibhand fordernd können beide sein." Für Kolbe aber ist der wahre Kampf der gegen den Dämon - "um die Gunst der Göttin der Nacht".
Uwe Kolbe, wurde 1957 in Berlin (Ost) geboren, übersiedelte 1988 nach Hamburg, wo er, nach verschiedenen Zwischenstationen im In- und Ausland, auch heute lebt. Für seine Gedichte und seine Prosa wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Universität und der Universitätsstadt Tübingen (1993), dem Lyrikpreis Meran (2012) sowie, zuletzt, mit dem Klopstock-Preis und der Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung (beide 2016). Seine jüngsten Gedichtbände 'Lietzenlieder' (2012) und 'Gegenreden' (2015 sind bei S. Fischer erschienen; darauf folgte, in diesem Jahr der Essay 'Brecht: Rollenmodell eines Dichters'.
Münchner Reden zur Poesie
Die Reihe widmet sich poetologischen Fragen und dokumentiert zugleich die Bedeutung, die der Dichtung in verschiedenen Bereichen der Gegenwartskultur zukommt. Die Reden werden ein- bis zweimal jährlich gehalten. Sie wurden begründet von Ursula Haeusgen und Frieder von Ammon und werden herausgegeben von Holger Pils und Frieder von Ammon.