Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Langsamer träumen! denke ich und sehe /
mich nach Deckung um
Aber vielleicht ist auch Gott, wie die Vernunft, /
nur für wenige.
Münchner Reden
Jakob Hessing
Jakob Hessing, geboren 1944 in Lyssowce (Oberschlesien), ist Schriftsteller, Germanist und Übersetzer. Als Sohn einer jüdischen Familie wuchs er in Berlin auf und wanderte als 20-Jähriger nach Israel aus. Von 1970 bis 1978 gab er im Auftrag des israelischen Außenministeriums die deutschsprachige Ausgabe der Zeitschrift ›Ariel‹ heraus, von 1993 bis 1999 den ›Jüdischen Almanach‹. Ab 1992 lehrte er an der Hebräischen Universität Jerusalem und leitete ab 2004 bis zu seiner Emeritierung deren Germanistische Abteilung. Artikel von ihm erscheinen seit den 1990er Jahren regelmäßig in der ›Frankfurter Allgemeinen‹ und im ›Merkur‹. Seine wissenschaftlichen Bücher beschäftigen sich unter anderem mit Else Lasker-Schüler, Sigmund Freud, Heinrich Heine, Franz Kafka und Paul Celan.
In seiner ‚Münchner Rede zur Poesie‘ stellt sich Jakob Hessing die Gretchenfrage: „Wie hast du’s mit der Poesie?“ Bei dem Versuch, eine Antwort auf diese Frage zu finden, blickt er zurück und erzählt von Gedichten und Texten der deutsch-jüdischen Tradition, die ihn durchs Leben begleitet haben und die ihm immer noch existenzielle Fragen stellen – auf der Grenze zwischen Berlin und Jerusalem, zwischen dem Deutschen und dem Hebräischen. Die autobiografische Suche führt Hessing aber auch an eine Grenze, die für ihn innerhalb der hebräischen Sprache verläuft: zwischen ihrer profanen und ihrer heiligen Dimension.
Münchner Reden zur Poesie
Die Reihe widmet sich poetologischen Fragen und dokumentiert zugleich die Bedeutung, die der Dichtung in verschiedenen Bereichen der Gegenwartskultur zukommt. Die Reden werden ein- bis zweimal jährlich gehalten. Sie wurden begründet von Ursula Haeusgen und Frieder von Ammon und werden herausgegeben von Holger Pils und Frieder von Ammon.