Der Flügelflagel gaustert /
durchs Wiruwaruwolz, /
die rote Fingur plaustert, /
und grausig gutzt der Golz.
Die Lyrik-Empfehlungen des Jahres 2013
Nico Bleutge:
verdecktes gelände. gedichte. C. H. Beck 2013.
Dem diese Gedichte von Herzen empfehlenden Kritiker fällt auf, dass er mit ihnen nicht auf vertrautem Fuß steht. Dafür sind sie ihm angenehmerweise dauerhaft zu fremd. Als Übungen in Präzision führen sie immer wieder ein Repertoire untereinander eng verwandter Gesten vor: Das scheinbar möglichst klare Beschreiben von Wahrnehmungen, die Suggestion des Verzichts auf Einmischung. Ein feines, schwingendes Sprechen, das sorgfältige Präsentieren jedes Details. Immer neue Momente und Ansätze zu Geschichten tun sich auf im dritten Gedichtband des 1972 geborenen Nico Bleutge, in die sich in sanfter Konsequenz immer wieder neue Wahrnehmungspartikel und Sprachfunde hineinschieben: „frühe, schnell aufziehende / dunkelheit. abdrücke, fast noch bewegt, fast schon / umschlossen, vom grau, das die wände einfärbt. die abstände / wechseln langsam. luft dehnt sich aus und zerfällt / zu dichten flocken. strohpolster, dämmernde schlafwehen / treiben tiefer am boden vorbei. vor dem fenster / der schattenriß eines vogels, der näherkommt / weiter und weiter entfernt“. (Florian Kessler)
Thomas Brasch:
Die nennen das Schrei. Gesammelte Gedichte. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Martina Hanf und Kristin Schulz. Suhrkamp 2013.
Weil dieser Band sämtliche zu Lebzeiten veröffentlichten Gedichte enthält und man sich dadurch ein umfassendes Bild machen kann, von einem großartigen Lyriker, der im tiefsten Sinne faszinierende, existentielle Gedichte schrieb. Weil das Werk dieses Dichters, der sein Leben „ohne Halt“ lebte, uns in seiner Schönheit und Lebenswahrheit tiefst bewegt. (Maria Gazzetti)
Carl-Christian Elze:
ich lebe in einem wasserturm am meer, was albern ist. Gedichte. luxbooks 2013.
Schwäne mit Köchinnenhälsen, Lippen, die so weich sind wie Fischinnereien, Gras, das als Fell im Wind schwimmt, und Sommersprossen, die selbst Tote aufwecken und an der Klingelschnur im Sarg reißen lassen würden: Carl-Christian Elzes neue Gedichte bedienen sich eines Tons, der in der zeitgenössischen Lyrik vielleicht gefehlt hat – einfach, ohne banal zu sein, direkt und dennoch originell, bild- und vergleichsstark, mal komisch, mal derb, oft überraschend und immer berührend. Dabei geht jedes der lose gefügten Gedichte von einem ungeschützt sich ausstellenden, sich immer wieder hinterfragenden Ich aus, von dessen scheinbar ganz alltäglichen Beobachtungen an sich selbst und anderen („ich lauf mit meinen beinen rum & hab recht viel zu tun“), von jenen allen bekannten und doch verlässlich rätselhaften Gefühlsregungen. Ein Band, der leicht wirkt, so luftig ist wie der titelgebende Wasserturm, der aber nachwirkt; Gedichte, die so zärtlich wie übermütig daherkommen: Aber „wollen wir vernünftig sein, müssen wir zum schlachthof gehen.“ (Jan Wagner)
Nora Gomringer:
Monster Poems. Voland und Quist 2013
Monster und Zombies bevölkern Nora Gomringers neue Gedichte, Figuren und Szenerien aus Filmen und Videoclips und aus den dunklen Kammern unserer kollektiven Angstlust. Manchmal lässig, manchmal leidenschaftlich rufen die Texte sie aus ihrem Halbdunkel. Sie tun das wie immer bei dieser Autorin nicht nur im gedruckten, sondern mehr noch im gesprochenen Text: Buch und Audio-CD gehören unbedingt zusammen. Und weil die Monster nicht nur gehört und gelesen, sondern auch gesehen werden müssen, hat Reimar Limmer die Gedichte auch noch mit wilden Collagen illustriert – Lyrik zum Anschauen, Lesen und Hören. (Heinrich Detering)
Martina Hefter:
Vom Gehen und Stehen. Ein Handbuch. kookbooks 2013.
Das Handbuch von Martina Hefter versammelt gestische Gedichte, aufgezeichnet von einem poetischen Bewegungsapparat, der aus der Lage des Körpers und seiner Bewegung im Raum eine ganz eigene Sprache bezieht. Es geht um die Bedeutung einer Geste und deren Relevanz. Ein lyrisches Ich beschreibt noch die kleinsten Details seiner Bewegungen, seiner Lage, zwischen Dehnungshaltungen und zerdehnten Tagen. „Ein wildes Beginnen, sekündlich neu.“ In der Lektüre weitet sich die Wahrnehmung und interessiert sich zunehmend für die Umwelt des eigenen Körpers, der sich, im Begriff dieses Buch zu lesen, dem Raum seiner Umgebung aufmerksamer anvertraut. Nachgerade choreographisch bewegen sich die Motive durch den auskomponierten Band. Wir treffen auf Anweisungen, die von Andreas Töpfer, dem Grafiker von kookbooks, kongenial auf die Seiten gesetzt sind: recto und verso, durchscheinend und verdoppelnd, einander kommentierend. Es ist sehr gut, dass es diese Gedichte gibt. Sie halten, alles was es gibt, in aufmerksamer Bewegung. (Monika Rinck)
Kito Lorenc:
Gedichte. Mit einem Vorwort von Peter Handke. Suhrkamp 2013.
Der Sorbe Kito Lorenc ist einer der Stillen im Lande, aber seine Gedichte beweisen, dass große Poesie auch aus dem Lokalen kommen kann, um in Welt und Geschichte auszugreifen. Der zu seinem 75. Geburtstag erschienene Auswahlband „Gedichte“ enthält die Essenz eines widerständigen, unangepassten Lebens. Wir lesen Gedichte über eine Kindheit im Dritten Reich, poetische Schilderungen der sorbischen Landschaft mit ihren Seen und Wäldern, Porträts von Menschen, die so langsam und tiefgründig sind wie der Dichter selbst. Peter Handke rühmt Lorenc in einem schönen Vorwort. (Harald Hartung)
Friederike Mayröcker:
études. Suhrkamp 2013.
Mayröckers „Proeme“ auf den Spuren von Francis Ponge, Mischformen zwischen Prosa und Poem, sind eben das nicht: Einübung in die Sterblichkeit sondern Feier des Lebens, berückende Beispiele für die magische Verwandlung von Welt in Sprache und retour. (Daniela Strigl)
Franz Mon:
Zuflucht bei Fliegen. Lesebuch.Herausgegeben von Michael Lentz. S. Fischer 2013.
Franz Mon, 1926 als Franz Löffelholz geboren, transformiert seit 60 Jahren seine „Alphabetobsessionen“ in eine sprachkritische, sprachverrückte und auch eminent politische Poesie. Seine Tiefbohrungen in der „buchstäblichen Existenz des Wortes“ hat Michael Lentz in einem „Lesebuch“ gesammelt, das den Wörterhunger und das artifizielle Formbewusstsein des Sprachkünstlers Franz Mon auf faszinierende Weise vergegenwärtigt. (Michael Braun)
Roger Perret (Hg.):
Moderne Poesie in der Schweiz. Mit einem Nachwort von Roger Perret im Auftrag des Migros Kulturprozent. Limmat 2013.
Bei dem Begriff 'Schweizer Poesie der Gegenwart' fallen auch einem Liebhaber von Gedichten oft nur zwei drei Namen ein, und dann lässt man sich gerne belehren, dass Jaccottet und Pusterla auch Schweizer Dichter sind und nicht Franzosen bzw. Italiener. Mit diesem Vorurteil räumt die Anthologie von Roger Perret mit ihren liebevoll und klug gestalteten sechshundert Seiten gründlich auf - die Schweiz, möchte man ausrufen, ist das Land der Dichter. Ein herrliches Buch, auch wenn der große Dichter Armin Senser fehlt, zu meinem großen Kummer. (Michael Krüger)
Jesse Thoor:
Das Werk. Herausgegeben auf Grundlage der von Michael Hamburger besorgten Edition und mit einem Essay von Michael Lentz. Wallstein 2013.
Jesse Thoors weithin noch unbekannte Gedichte sind ungewöhnlich direkt, sprechen unmittelbar an und lösen im Leser sofort etwas aus – eine Erfahrung, auf die man sich einlassen sollte. „Jesse Thoor ist ein großer Solist unter den Dichtern. Seine Poesie ist einzigartig. Sie geht uns alle an“, so der Herausgeber Michael Lentz. (Ursula Haeusgen)
Uljana Wolf:
meine schönste lengevitch. kookbooks 2013.
Uljana Wolf hat einen berückenden sprachmagischen Band geschaffen, der im Detail und durch die thematische Gesamtkomposition zugleich beeindruckt. Er ist ein großer Anspielungsraum, bevölkert von Anregern, mit denen Wolf zum Beispiel über das Ende der Abgeschiedenheit von Einzelsprachen sinniert. Das wird bei ihr zur Lust am Gewinn der Mehrsprachigkeit, der Sprachvermischung und -verschiebung, am „gemoppelten doppel“. In sechs Zyklen werden poetische Räume entworfen, in denen solche Gewinn- und Verlust-Rechnungen an den Grenzen der Sprachen, an den Grenzen von Sprache und Wirklichkeit aufgemacht werden. Theorie und Lebenswirklichkeit nähren diese Poesie gleichermaßen. Hinter ihr liegen linguistische Abhandlungen, Berichte über Psychoanalyse und Flüchtlingspolitik. Aber: meine schönste lengevitch ist kein trockenes Bedichten von Diskursen, sondern ihre lustvolle eigenständige Begründung in der Literatur, mit nur ihr eigenen Mitteln, der es nicht um die Beherrschung dieser Diskurse geht, sondern um ihre Poetisierung im Sprachspiel. (Holger Pils)
Paul Bogaert:
Der Softslalom. Herausgegeben und übersetzt aus dem Flämischen von Christian Filips. roughbooks (Nr. 27) 2013.
Softslalom: Ein durchnummeriertes Langgedicht, das vordergründig vom Alltag in einer Badeanstalt handelt. Wir treffen auf Kontrolle sowie auf Spuren katastrophischen Kontrollverlustes, auf lose Routinen und deren Überschreitung. „Wo Textil ist, da sind auch Gespenster“. Wie es Paul Bogaert gelingt, eine beklemmend schlüssige und gleichermaßen abgründig komische Atmosphäre entstehen zu lassen, ist großartig. Einzelne Beschreibungen ragen stochernd ins Ganze hinein: ein dysfunktional routinierter Arbeitsalltag, wo hinter jeder Biegung eine gespenstige Feedbackrunde wartet. Es zeigt sich: Gedichte müssen nicht narrativ sein, um jede Menge Geschichten freizusetzen. „Schau, das alles steht hier, schwarzweiß, auf Papier“, schreibt Bogaert und überrascht nach zwei Dritteln des Weges mit einer seltsam verschobenen, aber seriösen Selbstkritik des Bandes. Vom Drama sich zunehmend dem Trauma zuneigend, werden nun die Konturen eines Unglücks deutlich. Ist jemand ertrunken? Lesen Sie selbst – und freuen Sie sich über eine ausgezeichnete Übersetzung. (Monika Rinck)
Raymond Carver:
Ein neuer Pfad zum Wasserfall. Aus dem Amerikanischen von Helmut Frielinghaus. S. Fischer 2013.
Ein atemberaubendes Buch als doppeltes Vermächtnis: schlichte Gedichte von wuchtiger Prägnanz, die Carver nach seiner Krebsdiagnose schrieb und mit Texten von Milosz und Tschechow kombinierte, und die letzte, ergreifend empathische Übersetzungsarbeit des großen Helmut Frielinghaus. (Daniela Strigl)
Julia Hartwig:
Und alles wird erinnert. Gedichte. Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann. Neue Kritik 2013.
Julia Hartwig, 1921 in Lublin geboren, ist die letzte der großen Dichter der alten Generation in Polen. Jetzt ist sie endlich nach Milosz, Herbert, Rózewicz und Szymborska mit einem eigenen Band zu entdecken. In Polen ist sie die berühmte Übersetzerin moderner französischer und amerikanischer Poesie und Autorin großer Monographien zu französischen Dichtern, aber eben auch eine ganz eigene Dichterin lakonisch-ironischer Gedichte. (Michael Krüger)
Federico Italiano und Michael Krüger (Hg.):
Die Erschließung des Lichts. Italienische Dichtung der Gegenwart. Carl Hanser 2013.
Die von Michael Krüger und Federico Italiano herausgegebene Anthologie gibt einen wunderbaren Überblick über die Vielstimmigkeit der italienischen Lyrik von der Nachkriegszeit bis heute. Neben Klassikern wie Mario Luzi und Pier Paolo Pasolini sind in dem Band viele in Deutschland noch wenig bekannte Stimmen zu entdecken wie etwa Valerio Magrelli und Gabriele Frasca. Abgerundet mit einem Vor- und einem Nachwort der Herausgeber und ausführlichen biografischen Angaben zu den Autoren, lädt dieses Buch zu einer zugleich leichtfüßigen wie fundierten Exkursion durch die italienische Lyriklandschaft ein. (Maria Gazzetti)
Erik Lindner:
Nach Akedia. Aus dem Niederländischen von Rosemarie Still. Mit einem Nachwort von Ulf Stolterfoht. In der Reihe „Spurensicherung“ des DAAD. Matthes & Seitz 2013.
Die phänomenologische Poesie des niederländischen Dichters Erik Lindner inszeniert einen „Film in Worten“. Die Gedichte initiieren stumme Kamerafahrten an Stadt- und Küstenlandschaften entlang, fangen Baumschatten, Brücken und Boote ein, zerlegen scheinbar vertraute Ordnungen der Natur und ermöglichen es uns, unsere Lebenswelt neu zu sehen - mit den Augen eines hellwachen Melancholikers. (Michael Braun)
Czeslaw Milosz:
Gedichte. Aus dem Polnischen von Doreen Daume, Karl Dedecius, Gerhard Gnauck und Christian Heinrich. Auswahl und Nachwort: Adam Zagajewski. Carl Hanser 2013.
Milosz ist einer der ganz großen Autoren Polens, der 2004 mit 93 Jahren in Krakau starb, Nobelpreisträger mit einem imponierenden Werk, das über viele, zuweilen dramatische biografische Wendungen hinweg entstanden ist. Vierzig Jahre hatte er im Exil gelebt, dreißig davon in Amerika. Hundert Gedichte bringt die sehr schöne, von Adam Zagajewski besorgte Auswahl – Lese eines langen Lebens, die zeigt, wie sehr Milosz dem Dasein, den Menschen und der Welt mit Sinnenfreude, Respekt und Interesse zugewandt ist, zutiefst human. Aufrichtig und skeptisch befragt er die Poesie nach ihrem Sinn und ihrer Wirksamkeit. Historisches und Politisches, Zeitgenössisches aus verschiedenen Kulturen dringt in die Gedichte ein, zwingt sie aber nicht nieder, nie wird der poetische Ausdruck flach. Und bei aller Skepsis ist da immer Hoffnung: Gedichte dürfen, heißt es, nur geschrieben werden „unter unerträglichem Zwang und in der Hoffnung, / ein Instrument der guten und nicht der bösen Geister zu sein“. Diese Hoffnung liest man diesen wunderbaren Gedichten ab. (Holger Pils)
Valzhyna Mort:
Kreuzwort. Aus dem Englischen und Weißrussischen von Katharina Narbutovic und Uljana Wolf. Suhrkamp 2013.
Alles steht hier durcheinander. Kreuzwort ist ein Buch der Verwirrung: Dissonanzen und Wohlklänge treffen aufeinander, Rhythmen und Abbrüche spielen miteinander, jedes Bild und jede Anspielung kann sich dem Gefühl nach jederzeit in viele Richtungen umkrempeln. Dieser Modus beständiger Verwandlungen setzt auch die Familiengeschichte Valzyhna Morts in Bewegung, die wie schon in ihrem ersten auf Deutsch erschienenen Band Tränenfabrik die Grundlage aller Widersprüche bildet. Valzyhna Mort ist 1981 in Minsk geboren, das in der Sowjetunion unterdrückte Weißrussisch hat sie erst spät gelernt. Heute lebt sie in Washington und schreibt ausschließlich in ihren zweiten Sprachen, auf Weißrussisch und Englisch. In den Übersetzungen von Katharina Narbutovic und Uljana Wolf erscheinen die Prosastücke und Gedichte des Bandes in all ihren Sprüngen und Drehungen wie notwendig fließend, als Dokumente großer Dringlichkeit. (Florian Kessler)
Cees Nooteboom:
Licht überall. Gedichte. Aus dem Niederländischen von Ard Postuma. Suhrkamp 2013.
„Was sitzt nun da? Ein Mann oder ein Gedicht?“ Die Antwort kann nur lauten: Cees Nooteboom. Der Niederländer Nooteboom, vielen Lesern durch seine Romane und Reisebücher bekannt, ist zugleich der Autor eines beachtlichen lyrischen Werkes. Er ist ein Mystiker des Sehens, wie schon vor Jahren das Gedichtbuch Das Gesicht des Auges bewies. Licht überall mit Gedichten aus zehn Jahren, die wiederum Ard Postuma getreu übersetzt hat, führt diese Linie fort. Der Dichter sieht „Licht überall, bis auf die Zähne / des Raubtiers, auf die Nägel des Mörders und das glänzende Messer, das das letzte Wort schreibt.“ Auch seine Portraits von Dichtern und Philosophen sind von einem klaren Licht erfüllt.(Harald Hartung)
Anders Olsson:
men så oändligt lätt att svara dig / Aber so unendlich leicht dir zu antworten. Dikter / Gedichte.Aus dem Schwedischen von Verena Reichel. Kleinheinrich 2013.
Die Gedichte sprechen – beruhigend und beunruhigend zugleich – über das widersprüchliche Leben der Menschen in der Welt. (Ursula Haeusgen)
Sylvia Plath:
Der Koloss. Gedichte, englisch und deutsch.Übertragen von Judith Zander. Suhrkamp 2013.
Dass der einzige zu ihren Lebzeiten publizierte Gedichtband der wunderbaren Sylvia Plath nun vollständig auf Deutsch vorliegt, war überfällig – und dass die Übersetzung der Lyrikerin Judith Zander so genau wie einfühlsam ist, erscheint darüber hinaus als ein wirklicher Glücksfall. Gleichzeitig ist hinzuweisen auf einen bei luxbooks parallel erschienenen Band (Sylvia Plath, Übers Wasser) der spätere Gedichte Plaths versammelt. Auch dieses Buch ist erstklassig – und da es ebenfalls von Judith Zander, mit ebenso viel Fingerspitzengefühl und noch dazu im selben Jahr übersetzt wurde, ist eine Doppelnennung unvermeidbar: Es handelt sich recht eigentlich um ein einziges Buchprojekt, verteilt allerdings auf zwei verschiedene Verlage. (Jan Wagner)
Sylvia Plath:
Übers Wasser / Crossing the Water. Nachgelassene Gedichte. Übersetzt von Judith Zander. luxbooks 2013.
Der sensationelle Erfolg von Sylvia Plaths erstem Gedichtband The Colossus ist erkauft mit einer Anspannung der Texte, die manchmal noch den Druck der eigenen Ambitionen spüren lässt. Anders diese Sammlung späterer Gedichte von 1961/62, die Ted Hughes aus dem Nachlass herausgab. Hier verfügt Sylvia Plath ebenso unangestrengt wie souverän über ihre poetischen Mittel, in Gedichten, die sie in ihrer frühen Meisterschaft zeigen. Wunderbar, dass sie jetzt zusammen mit Judith Zanders Übertragung erstmals in einer zweisprachig englisch-deutschen Ausgabe vorliegen! (Heinrich Detering)